Groundfever

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Dienstag, 10. November 2015


06.11.2015 First Vienna FC 1894 - SKU Amstetten 1:0 (1:0)

Stadion Hohe Warte, 2000 Besucher

Alleine der Fußweg zur legendären Hohen Warte des Wiener Traditionsklubs First Vienna FC macht Lust auf dieses Topspiel der Regionalliga Ost. Hat man von der U-Bahn aus den breiten Hof des beeindruckenden Karl-Marx-Hofs überquert, geht man eine kurze Waldserpentine auf eine Anhöhe Richtung Stadion. Passend zur Atmosphäre hat sich leichter Nebel über dem Spielfeld gesammelt und dieser lässt die Flutlichter und die altehrwürdige Tribüne umso ästhetischer erscheinen. 

Wir sind überrascht, wieviele Anhänger sich für dieses Match der dritthöchsten Spielklasse Österreichs eingefunden hatten und man kann sich denken, dass viele hier schon über Jahre und Jahrzehnte ihrem Klub die Treue halten. Ganz rechts auf der Tribüne steht eine Ultragruppe der Vienna, auch wenn der Begriff wahrscheinlich vermessen ist. Dies ist ein lautstarker und toller Anhang, der es bevorzugt zu stehen und viele Fangesänge in englischer Sprache anzustimmen. Für die Vienna geht es in diesem Spiel nach Jahren der Erfolglosigkeit immerhin um die Tabellenführung und somit reelle Chance, in die 

"Sky Go Erste Liga" und somit der zweiten Bundesliga Österreichs aufzusteigen. Wenn man von Wiener Fußballklubs spricht, fallen den meisten Leuten Rapid Wien und Austria Wien ein. Geprägt haben die Wiener Fußballszene geschichtlich gesehen allerdings die Vienna und der Wiener Sportklub, die sich alljährlich zweimal zum "Derby of Love" gegenüberstehen. Beide Vereine bzw deren Anhang sind stark linkslastig und stehen für Offenheit, Toleranz und soziales Engagement. Bei diesen Derbys kommen schon mal rund 8000 Zuschauer ins Stadion und stellen damit den Spielbetrieb vor

eine nicht alltägliche Herausforderung. Es geht allerdings außerordentlich friedlich zur Sache und das Stadion wird im Laufe des Spiels zu einem unvergesslichen Fest. Die Vienna besiegt an diesem kühlen Freitagabend den SKU Amstetten in einem spannenden und sehr ansehnlichen Spiel knapp mit 1:0. Der Matchwinner ist kein geringerer als der Ex-Admira-Mödling und Rapid Wien Spieler Markus Katzer, der den entscheidenden Treffer erzielt und dem ein weiterer Treffer zur Entscheidung aberkannt wurde. Ein Erlebnis sind auch die Katakomben des Stadions mit seinen vielen Gastro-Angeboten. So mancher Bundesligaverein kann hier nicht mithalten. Es herrscht ein fröhliches Miteinander und überall strahlt es gelb-blau - die Vereinsfarben der Vienna. Man kann sich nur wünschen, dass die gelb-blauen die Rückkehr in die Bundesliga eines Tages schaffen. Sie wären eine Bereicherung. UND: Nicht nur neu ist immer gut und interessant - Stadien in dieser Lage und mit diesem Flair werden schon bald weg sein und wir werden sie vermissen!





Donnerstag, 19. März 2015

24.10.2014 Floridsdorfer Athletikclub - SV Mattersburg 2:2 (1:1)

Leopold-Stroh-Stadion, 1275 Besucher

Ich mache mir den Spaß und fahre mit dem Fanbus anstatt dem Auto zum anstehenden Spiel zwischen FAC (Platz 5) und SVM (Platz 3) in der zweithöchsten Spielklasse Österreichs. Der Bus ist bis auf den letzten Platz besetzt, der Fanbeauftragte sehr bemüht und die Stimmung gut. Schließlich geht es ins ca. 50 km entfernte Floridsdorf (Wien), was eine kurze Anreise bedeutet. Bis dato habe ich nur gutes über das Leopold-Stoh-Stadion gehört, das sich wie ein Schmuckkästchen inmitten von Wohnblöcken 

befindet. Beim Ankommen bin ich etwas erstaunt, wie klein die Haupttribüne des Stadions in Wirklichkeit wirkt. Für den Bundesligabetrieb müsste der Verein vieles verändern, dennoch ist das Personal sehr freundlich und freundschaftlich, als wir den Fansektor betreten. Dieser befindet sich auf der Gegengeraden zur Tribüne, wir stehen im Freien und die Kantinen und Sanitäranlagen wurden aus Containern errichtet. Der SVM kommt mit einem Mini-Fanklub und übernimmt lautstärketechnisch den Betrieb im Stadion. Wir sehen eine muntere Anfangsphase, in der der Titelaspirant Mattersburg
allerdings schwer in die Gänge kommt. Dennoch bringt eine tolle Einzelaktion in Minute 12 die Führung, 10 Minuten später folgt der Ausgleich. Zur Halbzeit testen wir die Kantine, die Wiener Klassiker wie Schnitzelsemmel anbieten und diese schmecken hervorragend. Ich lasse mir erklären, dass das Fleisch vom Fleischhauer um die Ecke kommt und bin begeistert. Das Spiel endet nach einer sehr spannenden Schlussphase noch 2:2, aber viel wichtiger war das Gefühl des Willkommenseins und die Gastfreundschaft bei aller Tradition des Gastgebers. Bei der Heimfahrt ist die Stimmung gut und der Fanbeautragte appelliert, auch beim nächsten Auswärtsspiel in Salzburg so zahlreich dabei zu sein. Weitere Impressionen vom Spiel findet ihr im Anschluss!







Freitag, 6. Februar 2015

02.11.2014 Fürth - Stadion am Laubenweg

Am Laubenweg - Sonntag Nachmittag

Im Zuge unseres Besuchs in Nürnberg machen wir bei herrlichem Wetter einen Abstecher nach Fürth. Es ist wahrlich ein Katzensprung, da Fürth von Nürnberg aus mit der U-Bahn zu erreichen ist. Dennoch bekommen wir im Laufe unseres Aufenthalts mit, dass Welten zwischen diesen beiden Städten liegen. Kurz gesagt - die Einwohner beider Städte mögen einander nicht. Leider ist an diesem Sonntag Nachmittag kein Heimspiel der Spielvereinigung angesetzt. Nun bleibt uns nichts
anderes übrig, als zu versuchen, das Stadion leerstehend möglichst genau zu erkunden. Nach einem idyllischen Stadtspaziergang in der 120000 Einwohner Stadt voller Kleeblätter machen wir uns also auf dem Weg zum legendären Laubenweg, wo sich dieses Schmuckkästchen von Stadion verbirgt. Wie in der ersten Abbildung ersichtlich wird uns schnell klar, wie das Stadion zu seinem Namen kommt. An diesem für November außergewöhnlich strahlend sonnigen Tag erblicken wir prachtvolle Bäume und Blätter in allen Farben. Das Stadion wirkt von außen eher steril, bloß die Flutlichter
lassen den Charme des Inneren erahnen. Vor dem Besuch habe ich in Erfahrung gebracht, dass eine Stadionführung nicht angeboten wird und in Fürth bestimmt nicht oft angefragt wird. Leider ist das Areal großräumig durch Absperrgitter abgetrennt, sodass man nicht wirklich nahe zu den Tribünen kommt. Wir lassen uns davon nicht abhalten und drehen trotzdem eine Runde. Fast unglaublich, dass hier noch vor zwei Jahren Bundesliga-Fußball gespielt wurde und das Stadion mit einem Fassungsvermögen von 18000 Plätzen Brocken wie Bayern München oder Schalke 04 zu Gast hatten.
Die Geschäftsstelle ist in jedem Fall einen Blick wert. Sie ist mehr oder minder aus aufgehübschten Containern zusammengestellt und schmückt sich mit dem Logo "Hier wird Fußball gearbeitet", selbstverständlich alles in Kleeblatt-Grün gehalten. Auf der Glasfassade des Haupteingangs befindet sich ein riesiges Kleeblatt, das unterstreicht, wo man sich für die nächsten 90 Minuten befindet. Ein winziger Einblick auf die grünen Tribünenplätze lassen den Charme des Stadions eindeutig erahnen und ich bekomme Lust, hier auch mal an einem Spieltag der 2. Bundesliga zu einem Spiel anzureisen.



Freitag, 30. Januar 2015

02.06.2014 SC/ESV Parndorf - LASK Linz 0:1 (0:0)

Heideboden-Stadion, 3000 Zuschauer

Angekommen in der kleinen nordburgenländischen Gemeinde Parndorf, wirkt es, als ob das ganze Dorf eingenommen werden würde. Außenrum ist man dort an viel Verkehr gewöhnt. Es führt ein Hauptverkehrsweg Richtung Ungarn vorbei und außerdem befindet sich dort ein allseits beliebtes und gut besuchtes Einkaufszentrum. Es sind sehr viele Autos mit oberösterreichischem Kennzeichen im Anmarsch und die Anrainer der dem Stadion gegenüberliegenden Wohnsiedlungen schauen
skeptisch aus ihren Wohneinheiten. Es ist Zeit für Relegation! Dies ist das Hinspiel und es wird sich entscheiden, wer in der kommenden Saison in der zweit- oder dritthöchsten Spielklasse Österreichs mitmischen darf. Die Parndorfer sind ihreszeichens in dieser Saison an der Leistungsgrenze angelangt und der Linzer Athletiksportklub möchte unbedingt den längst überfälligen Aufstieg in die "Sky Go Erste Liga" fixieren. Nicht wenige behaupten, die Linzer hätten ohnehin einen bundesligareifen Kader. Sieht man ihre lange Tradition und die fanatischen Fans, kann der Anspruch auch nur die Bundesliga sein. Der Sportplatz platzt an diesem Tag aus allen Nähten. Es ist ein lauer Abend und viele, viele Oberösterreicher haben die lange Fahrt auf sich genommen, um auf dieser Mini-Sportanlage ihr Team zu supporten. Wir wagen den Selbstversuch und stellen uns ins Epizentrum der LASKer Fangemeinde. Von rund 3000 Besuchern finden sich in etwa zur Hälfte Linzer ein. Schon rund eine halbe Stunde vor Spielbeginn beginnt plötzlich ein geschlossenes Raunen im Fanblock und um Punkt 19:08 Uhr klatschen die Fans minutenlang ein und stimmen immer wieder 1908 an - das Gründungsjahr ihres Vereins. Parndorfer Fanclubs sind praktisch nicht vorhanden und so entwickelt sich das Spiel fast zum Heimspiel für die Linzer. Die erste Halbzeit bietet wenig Klasse, dafür viel Dramatik und Kampf - Relegation eben. Zur Pause steht auf beiden Seiten die Null und so bietet sich die Zeit, die Kantine aufzusuchen und die Atmosphäre aufzunehmen. Ich stelle fest, dass dieser LASK-Anhang ein freundlicher und witziger ist, weit entfernt von Hasstiraden und Schmährufen. Mit etwas Selbstironie wird sich unterhalten und auch angefeuert. In der zweiten Halbzeit fällt das erlösende 1:0 für die Linzer und es gibt kein Halten mehr. Bei der Abreise vom Stadion planen wir bereits, demnächst ein Heimspiel der Schwarz-Weißen zu besuchen. Der LASK ist mittlerweile Tabellenführer der zweiten Spielklasse und am Sprung zur Bundesliga!

Sonntag, 25. Januar 2015

08.05.2014 Budweis - Stadion Strelecky Ostrov

Ceske Budejovice, Stadionbesuch

Ein Besuch im idyllischen Budweis lohnt sich in jedem Fall. Freilich darf dann ein Besuch des Stadions Strelecky Ostrov nicht fehlen. Zum Nachteil für uns findet an diesem Wochentag kein Heimspiel statt und so lassen wir uns es nicht nehmen, die Sportanlage bei strahlendem Sonnenschein zu erkunden. Wie in einem meiner Berichte bereits erwähnt, spielt Ceske Budejovice in dieser Saison in der 2. tschechischen Liga. Dennoch genießt der SK Ceske Kultstatus in Tschechien und
gehört zu den Top-3-Adressen im Land. Als wir unsere verhältnismäßig weitläufige Runde um dieses kleine, aber feine Stadion drehen, fällt uns auf, dass die Geschäftsstelle besetzt ist. Angekommen an der Gegengeraden zur Haupttribüne, entdeckt man einen riesigen Parkplatz direkt ans Stadion angeschlossen. In vielen Ländern sind die Stadien nochmal extra weiträumig eingezäunt, aber hier kann man ganz nahe rankommen. Bei näherer Betrachtung sehen wir, dass sogar eine Außentür komplett offen steht und man leicht das Stadion betreten könnte. Als sich beim Betreten eine Tribünenkamera zu uns dreht,
überlegen wir es uns doch nochmal. Vermutlich hatte der Greenkeeper offen gelassen und aufgrund der Sprachbarriere verzichten wir auf Hausfriedensbruch. Ein Highlight ist in jedem Fall das VIP-Zelt hinter der Haupttribüne (links am Foto). Es ist mit Sicherheit das kleinste, das ich bis jetzt gesehen hatte. Sehr idyllisch mutet auch der Fluss Vitava an, der direkt am Stadion vorbeifließt, eingebettet in einem grünen Erholungsgebiet. Einen Fan-Shop entdecken wir am Stadionareal nicht und so machen wir uns wieder auf Richtung Innenstadt und hoffen auf einen Besuch eines Ligaspiels.  






Sonntag, 4. Januar 2015

12.05.2012 AC Sparta Prag - Ceske Budejovice 3:0 (2:0)

Generali-Arena, 6157 Zuschauer

In der Stadt meines Herzens  hieß die Partie an diesem Wochenende Sparta Prag gegen Ceske Budejovice. An sich hat man in Prag die Qual der Wahl, welchen Klub man besuchen möchte, denn es gibt gleich drei professionelle Fußballvereine. Neben Sparta heißen diese Bohemians 1905, die vorwiegend in Liga zwei anzutreffen sind und ebenso Slavia Prag, der ewige Konkurrent. Von den Erfolgen her kann aber keiner der anderen Klubs Sparta das Wasser reichen. Mit zwölf Meistertiteln
ist Sparta tschechischer Rekordmeister und für viele Stars war der Klub ein wichtiges Sprungbrett. Es tummelten sich Größen wie Petr Cech und Tomas Rosicky im Sparta-Jersey durch die tschechische Liga. Ceske Budejovice, zu Deutsch Budweis ist an diesem Spieltag der Underdog. Der Verein ist immer wieder in der zweiten Liga vertreten, genießt in Tschechien aber einiges an Tradition. Die Rollen im Spiel sind klar verteilt - die Heimischen geben in jeder Phase den Ton an und sind technisch überlegen. Die Kreativabteilung rund um Kaderabek leistet ganze Arbeit und die ersten zwei Tore fallen innerhalb von fünf Minuten. Das Spiel selbst steht aber im Schatten kleinerer Ausschreitungen, nicht gegen die gegnerischen Fans gerichtet, sondern gegen die Vereinsführung bzw. den Trainer. Als Nicht-Einheimischer war es anfangs gar nicht so leicht, die Zeichen zu deuten. Schon nach zehn Minuten gab es die erste Spielunterbrechung, da aus dem Sparta-Sektor Böller und Rauchbomben auf das Spielfeld flogen.
Man muss sagen, dass die Ordner und anwesenden Polizisten nicht wirklich energisch darauf reagierten. Die Böller wurden entfernt, es gab eine Lautsprecherdurchsage, dies doch bitte zu unterlassen, aber dann ging es auch schon weiter. Immer wieder skandierten die Fans "Hrebik ven!" Hintergrund ist dieser, dass der zu dieser Zeit aktuelle Trainer Jaroslav Hrebik hieß und er wegen seiner Methoden und seines Charakters als einer der kontroversesten Trainer galt. Dieses Szenario dürfte es zu diesem Zeitpunkt schon mehrmals gegeben haben, der Vorstand hatte aber zu diesem Zeitpunkt
noch nicht darauf reagiert. Sparta war in der Tabelle auf Tabellenplatz zwei und sah somit keinen Grund, den Trainer zu entlassen. Ab Mitte der zweiten Spielhälfte rückte der Kick an sich immer mehr in den Hintergrund und die Stimmung bei den Fans kippte trotz des deutlichen Sieges. Nach Abpfiff  stürmten die Ultras von Sparta das Spielfeld, allerdings recht gemächlich. Sie belagerten den Spielertunnel und verlangten offensichtlich Antworten. Für uns war es ein leichtes, auch auf das Spielfeld zu kommen, die Ordner ließen uns einfach durch. Aus sicherer Entfernung beobachteten wir das Geschehen. Viel mehr außer Rangeleien mit den Ordnern war aber nicht mehr zu vernehmen. Alles in allem war dieser Tag aber eine tolle Erfahrung. Auch wenn wir letztlich Respekt vor der etwas rauhen Atmosphäre hatten, fühlten wir uns nie wirklich unsicher. Die Generali-Arena ist ein schmuckes Stadion, wo durchaus viel Stimmung aufkommen kann. Fußballerisch ist Sparta sicher eine der besten Adressen in Tschechien, neben Hauptkonkurrenten Viktoria Pilsen.